Gruselgeschichten…. Amherst Attacke…

Der Spuk in dem bescheidenen, zweistöckigen Häuschen begann ziemlich undramatisch in einer Augustnacht des Jahres 1878. Die 19-jährige Esther Cox teilte sich das Bett mit der 22-jährigen Jennie. Mitten in der Nacht sprang sie plötzlich auf und schrie, es sei eine Maus unter der Bettdecke. Die beiden durchsuchten das Bett, konnten aber nichts finden.

In der folgenden Nacht wurden sie durch ein Scharren geweckt, dass aus einer Kiste unter dem Bett zu kommen schien. In der Meinung, die Maus müsse darin sein, zogen sie die Kiste hervor – woraufhin sie von selbst zu schweben begann. Auf ihr Geschrei hin kam ihr Schwager Daniel, doch er lachte sie nur aus, schalt sie, weil sie ihn geweckt hatten und ging wieder zu Bett. Der nächste Tag verlief ruhig, doch in der Nacht sprang Esther mit einem Satz aus dem Bett. Sie riss alle Decken mit sich und schrie: „Mein Gott, was ist mit mir? Ich sterbe!“ Jennie sah ihre Schwester entsetzt an: Die Haare standen Esther zu Berge, ihr Gesicht war dunkelrot, die Augen quollen ihr aus den Höhlen. Die anderen kamen in die Kammer gestürzt und sahen, dass Esthers ganzer Körper anschwoll – die Arme, die Beine, der Leib, die Hände wurden dick wie aufgeblasen.

Ein Donnerschlag erschütterte das Haus, dem noch drei weitere folgten, dann schien die Luft aus Esther wie aus einem Luftballon zu entweichen und sie „sank in einen Zustand ruhigen Friedens“. Tage vergingen, an denen nichts geschah. Gleich nachdem Esther und Jennie zu Bett gegangen waren, wurde ihnen die Bettdecken weggerissen und sie schwebten durchs Zimmer, ehe sie zu Boden fielen. Wieder schrien die beiden Frauen. Daniel und seine Frau Olive kamen gelaufen und sahen Esther wieder anschwellen. Teed wollte, die Bettdecken aufheben, doch sie wurden ihm aus den Händen gerissen, ein Kissen flog durch die Luft und man hörte Donnerschläge. Teed, inzwischen sehr beunruhigt, schickte nach -ein Dorfarzt Dr. Carritte.

Als Wissenschaftler interessierte er sich für Esthers Zustand doch die anderen Phänomene tat er als Hokuspokus ab, bis ein Kissen unter Esthers Kopf hin und her zu rutschen begann, ohne dass Teed es hätte festhalten können. Wieder klopfte es laut, dann hörte man auch Kratzgeräusche und alle sahen mit großem Schrecken, dass auf der Wand eine geschriebene Botschaft erschien. „Esther Cox dich bring ich um!“, stand in die Wand gekratzt. Dann klopfte es so laut, dass der Putz von der Wand fiel.

Der Radau hielt noch zwei Stunden an, Dr. Carging ging, erschüttert von dem, was er erlebt hatte, und versprach, am nächsten Morgen wiederzukommen. Kurz nach seiner Ankunft am folgenden Tag klagte Esther die sich im Haus zu schaffen machte, es habe sie im Keller jemand mit einem Holzscheit geschlagen. Der Doktor ging mit ihr hinunter, woraufhin sie beide in einen regelrechten Kartoffelhagel gerieten, während das Haus unter den Geräuschen wie eines Vorschlaghammers erzitterte. Die Nachricht von dem Spuk verbreitete sich schnell. Täglich versammelten sich Leute vor dem Haus und die Polizei musste für Ordnung sorgen. Dann wurde Esther krank – die Diagnose lautete Diphterie und sie musste das Bett hüten. In dieser Zeit setzten die Phänomene aus. Während ihrer Genesung zog sie zu einer anderen Schwester nach New Brunswick und auch in dieser Zeit gab es im Haus keine Störungen.

Kurz nach ihrer Rückkehr aber sagte Esther, daß sie eine Stimme gehört hätte, die ihr gesagt habe, er wolle das Haus niederbrennen. Noch während sie das sagte, fiel ein brennendes Streichholz von der Zimmerdecke aufs Bett. Es folgte ein zehnminütiger Schauer von brennenden Hölzchen, und ein Kleid, daß von seinem Bügel gerissen und unters Bett geworfen war, ging in Flammen auf.

Schon Wochen vorher hatte Jennie Cox herausgefunden. dass sie Mithilfe bestimmter Klopfzeichen, die ja- und „nein“ bedeuteten, Kontakt mit dem Geist aufnehmen konnte. Sie fragte nun, ob es stimme, dass er das Haus niederbrennen werde, und die Antwort lautete: ja.

Daniel Teed blieb keine andere Wahl, er musste Esther auf der Stelle aus dem Haus schicken. Der Gastwirt John White bot ihr Unterschlupf und gab ihr Arbeit, doch bald schickte er sie wieder weg, denn die Möbel in der Gaststube waren umgekippt. Nun nahm sie Hauptmann James Beck auf, der hoffte, eine wissenschaftliche Studie der Phänomene vornehmen zu können. Zu seiner Enttäuschung tat sich aber gar nichts, solange Esther in seinem Hause wohnte. Da die Teeds nun meinten, der „Geist“ habe sich verflüchtigt, holten sie Esther zurück – woraufhin die alten Störungen wieder losgingen. Nun erschien Walter Hubbell auf der Bildfläche. Der ehemalige Schauspieler und Bühnenmagier überredete die Teeds, ihn gegen eine bescheidene Miete in ihrem Haus wohnen zu lassen, damit er die Manifestationen beobachten konnte. Während der folgenden Wochen wurden ihm verschiedene Haushaltsgegenstände, darunter Messer, ein Briefbeschwerer und kleine Möbelstücke nachgeworfen, und er schlug vor, Esther öffentlich zur Schau zu stellen; den Erlös wollte er mit den Teeds teilen. Daniel stimmte dem Vorschlag zu, doch die Vorstellung war ein Fiasko. Nichts geschah, und das enttäuschte Publikum verlangte sein Geld zurück. Teed verwies Hubbell und Esther des Hauses- das Letzte was man von Esther weiß, entstammt einem Bericht von Hubbell, der schrieb, er habe erfahren, sie sei kurz im Gefängnis gewesen, da sie die Scheune ihres Arbeitgebers angezündet habe.
Ort: Amherst, Nova Scotia, Kanada Zeit: 1878 Opfer: Esther und Jennie Cox

Quelle: **Von Geistern und Gespenstern**(Verlagsunion E.Pabel-A.Moewig KG, 1993

18 Kommentare zu „Gruselgeschichten…. Amherst Attacke…

  1. Verstehe ich das richtig, dass sie der obige Text auf reale Ereignisse stützen soll?
    In jedem Fall war es interessant, die Ereignisse um die Cox Schwestern zu lesen. Ich mag solche Mythen und Legenden-Geschichten …

  2. Auch am Morgen kann man solche Geschichten gut lesen.

    Geht es noch weiter, oder bleibt das Ende offen?
    Aber vielleicht soll sich ja jeder Leser über einen Ausgang seine eigenen Gedanken machen? *grübel*

  3. Ich habe die Geschichte gelesen und unbeschadet überstanden. Mache gerade eine schwere Zeit durch. Nur das Bild meiner Enkelkinder hat mein Herz mit Wärme erfüllt
    Liebe Grüße Piri.

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