Rein fiktiv wohne ich in einem kleinen Dorf, einer kleinen Straße, hier kennt jeder jeden, man kennt sich lange und Klatsch und Tratsch funktionieren bestens.
Eine nette fiktive Straße, mit ebenso netten fiktiven Nachbarn, die bisher im Grunde immer sehr friedlich zusammen lebten, man grüsste sich höflich, man traf sich zusammen zum Straßenfest, die Welt war in Ordnung, bis… Ja bis vor kurzer Zeit eben, als Menschen glaubten sie müssen nun ja mal irgendwo „stehen“…

Also rechts neben mir da wohnt ja Herr Lehmann, ein Lehrer, intelligent, ein bisschen spießig vielleicht, auf jeden Fall unauffällig, friedlich, immer nett. Ich war überrascht, als er mir letztens beim Geburtstag seiner Frau doch erzählte, dass er ja bei der nächsten Wahl für die AfD stimmen wird. Auf die Frage nach dem WARUM antwortete er, ja weil Deutschland eine Alternative braucht, er habe Angst um die Zukunft, um die Kinder, ist ja alles nichts im Moment. Auf die Frage welche Ziele denn die AfD nun genau verfolgt, wusste er so recht jetzt auch keine Antwort, aber auf jeden Fall müssten erst mal die Ausländer weg.
Die Ausländer weg…!? So so… Wo kaufst du denn dann dein Gemüse, wenn nicht gegenüber bei Mohammed in seinem kleinen Lädchen?? fragte ich ihn… Also Mohammed… DAS ist ja auch was anderes, der ist nett und der gehört ja zu uns! Hmmm… Okay….
Auf meiner linken Seite, da wohnt Markus Becker, ein junger BWL Student, etwas schüchtern und noch verpickelt, seit einiger Zeit auch verliebt in Fatima, der Tochter von Mohammed, noch auf der Suche nach sich selbst, träumt er jetzt von Gerechtigkeit und das heißt erst mal… den Nazis Paroli bieten. Deswegen findet man Markus gegenwärtig fast jedes Wochenende bei irgendeiner Demo. So ganz richtig weiß er zwar nicht, wofür die Linken nun eigentlich eintreten, aber sie sind gegen Rechts, also muss es richtig sein. Okay, dass seine neuen Kumpels dabei so aggressiv sind und immer gewalttätiger werden mag er im Grunde nicht, aber vielleicht gehört das einfach dazu, wenn man für eine Sache kämpft… Genau so, dass man mit der Masse mal eben lautstark „Scheißbullen“ schreit und ein paar Flaschen wirft… Kann ja so schlimm nicht sein, machen ja alle hier!
Dumm nur, wenn man am nächsten Tag beim Bäcker die neuesten Ereignisse erfahren muss, zum Beispiel, dass ja der Christian Weber, aus dem Haus gegenüber ins Krankenhaus musste, weil er gestern bei der Demo eine Flasche an den Kopf bekommen hat… Ja es ist schon gefährlich heute.., Polizist zu sein, muss auch die Bäckersfrau zugeben.
Markus steht nur mit rotem Kopf dabei und schweigt. Hatte er nicht beim letzten Strassenfest noch mit Christian ein Bier getrunken und rumgealbert?
Ich frage mich, WAS passiert hier in meiner Straße? WAS PASSIERT IN DIESEM LAND? Was hat die einst so netten Menschen so verändert und entzweit? Aus Freunden werden Feinde…
Menschen scheinen die Orientierung in sich selbst zu verlieren, sie schlagen Richtungen ein und tun Dinge, die ihnen manchmal gar nicht bewusst zu sein scheinen. Sie kämpfen und rebellieren, ohne genau zu wissen für was oder wo das wirkliche Ziel ist.
Meine fiktive Mutter sagt, Kind du musst dich langsam entscheiden, wo du stehst….
Doch MUSS ich das??
Ich bin einfach ein Mensch mit guten und mit schlechten Seiten und ICH STEHE IN DER MITTE!
Und auch auf die Gefahr hin, dass ich irgendwann von allen Seiten auf die Fresse kriege:
Ich werde genau HIER stehen bleiben!
IN DER MITTE!
Ich wünsche mir einfach nur Sicherheit und ich wünsche mir Respekt und Akzeptanz unter Menschen, ich wünsche mir ein gewaltfreies Leben und Strafen für JEDEN, der dagegen verstösst!