Der Beitrag bzw der Kommentarverlauf bei Aspiemoom hat mich zu diesem Artikel inspiriert.
Es geht um die Analyse des eigenen Verhaltens, Selbstreflektion etc…
Bereits in meinem Beitrag „Gedankenbilder“ hatte ich ja darüber berichtet wie das Abspeichern von Gedanken anhand von Bildern bei mir funktioniert.
So weit, so gut… Dumm nur, wenn man die Bilder irgendwie nicht mehr zeitgemäß abrufen kann!
Oder die Frage: Warum erscheinen Autisten oft auf den ersten Blick so „normal“?
Das Zauberwort: Kompensationsfähigkeit und diese ist oftmals wirklich bemerkenswert!
Gerade das, was ja viele Autisten auf den ersten Blick eben „unauffällig“ erscheinen lässt. Ich denke jeder -zumindest erwachsene Asperger- kennt dieses Phänomen, was eben auch zur unglaublichen Last werden kann. Genau DAS führt eben auch oftmals zu solchen Sprüchen, „du scheinst doch völlig normal… Ich bemerke gar nichts auffälliges an dir… “ Dies wiederum führt beim Gegenüber zu einer gewissen Erwartungshaltung, sprich, er erwartet, dass wir immer und in jeder Situation so angemessen reagieren, funktionieren, angepasst sind. Eine Erwartung, die nun mal nicht erfüllbar ist.
Schmerzen quälten sie, mal wieder, für Anke war dies nichts neues. Meist hielt sie es einfach aus, versuchte so gut es ging damit zu leben, ab und zu gönnte sie sich auch ein Schmerzmittel, um wenigstens einmal durchschlafen zu können.
Mittlerweile half jedoch einfach nichts mehr, ihr Rücken brannte, ihre Muskeln waren verspannt, sie wusste bis dahin nicht einmal, dass sie so viele davon hatte, das Laufen wurde zur Tourtur. Es half nichts, sie musste zum Arzt.
Missmutig machte sie einen Termin für den nächsten Tag und konnte schon allein vor Aufregung nicht schlafen.
Das Wartezimmer war zum bersten voll, überall Stimmen, dazu Musik und Hitze, die Luft zum schneiden, es war unerträglich… eng… zu eng, einfach zu erdrückend.
Ankes Atem wurde schneller, die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn und suchten sich langsam einen Weg über ihr Gesicht, sie spürte wie sich selbiger rot verfärbte und sie bekam den Eindruck in ihren eigenen Sachen zu ersticken.
Der ein oder andere weiß es ja vielleicht, Autisten denken oftmals alles in Bildern, der eine vielleicht mehr, der andere weniger.
Ein Zustand der nicht schlimm ist, so lange Gedanken langsam, geordnet und sortiert ankommen.
Habe ich viel im Kopf, wird das ganze schrecklich und chaotisch.
Stellt es euch wie folgt vor: Jeder Gedanke bekommt ein Bild, dies lege ich sozusagen im Hirn auf den Tisch, denke darüber nach, treffe eine Entscheidung und packe das Bild weg.
Klingt einfach oder?
Die Absurdität meiner Verhaltensweisen aus Sicht des „Durchschnittsbürgers“ ist mir mitunter schon bekannt / bewusst, also so rein vom Verstand her, nur ändern kann ich es trotzdem nicht, auch, wenn mir mein Verstand (so nach Stunden) oder auch mein Mann, so hinter manchen Situationen verklickern, dass ich mal wieder den Vogel abgeschossen habe…
Dinge, Situationen wiederholen sich immer und immer wieder.
*Bei Gesprächen und Fragen darauf achten, Pausen zum denken und antworten einzuplanen, damit kein Redefluss entsteht, dem man nicht mehr folgen kann
*Bei mehreren Personen möglichst nicht durcheinander reden
*Festgelegte Pläne nicht plötzlich und kurzfristig ändern
*Eine strukturierte klare Umgebung schaffen
*Bei Gesprächen möglichst Störfaktoren vermeiden (für mich sind das zum Beispiel grelle oder flackernde Lampen, Hintergrundgeräusche -für mich zählt dazu auch Musik, nicht dass ich Musik nicht mag, aber eben NUR Musik, nicht bei Gesprächen im Hintergrund)
*Autisten haben oft eine ganz besondere Beziehung zu Tieren, sie geben Sicherheit, fördern Sprache und Motorik
*Gerade in Stresssituationen Sätze möglichst kurz und klar ausdrücken
*Viele Autisten haben Probleme sich verbale „Anweisungen“ zu merken, eine schriftliche Liste mit wichtigen Dingen ist hilfreich
*Überraschende Besucher und Menschenmassen möglichst meiden
*Rückzug und den Wunsch des Alleinseins akzeptieren
*Bitte beim reden nicht schreien… (Darauf reagiere ICH mit völliger Vermeidung)
*Keine zu große Erwartungshaltung haben, gerade was Gefühle betrifft, die ein Autist bei euch vielleicht einfach nicht erkennen kann. Besser ganz klar sagen, wie oder was ihr fühlt. Auch dann angebracht, wenn euch die ehrliche, direkte Meinung mal wieder überfahren, vielleicht auch verletzt hat
*Gut strukturierte und routinierte Tagespläne geben Sicherheit
*Bitte keine Berührungen, Umarmungen oder Küsschen erzwingen, es gibt wirklich Momente, wo dies nicht nur unangenehm ist, sondern richtig weh tut!
*Für genügend Ruhephasen zwischen Ereignissen sorgen und passende Rückzugsorte anbieten
*Höflichkeit, Gelassenheit und Ruhe vorleben und sich (möglichst) an gegebene Versprechen halten
An dieser Stelle noch ein kleiner Tipp zur Organisation. Wem es schwer fällt die täglichen Abläufe gut zu organisieren, versucht doch mal das Projekt „Alltag als Perlenkette“ von ASPERGER-WAHRNEHMUNG, finde ich persönlich an stressigen Tagen sehr hilfreich. Zum einen kann man Perle für Perle „abarbeiten“, zum anderen, finde ICH, eine gute Motivation langsam Stück für Stück das Ende zu sehen…
Die Seite bietet auch sonst viele interessante Themen und Informationen, für Angehörige vielleicht sehr hilfreich manche Dinge besser zu verstehen.
Wie immer, sind diese Tipps aus meiner ganz persönlichen Sicht, welche ich als hilfreich empfinde.
by JanJan
Vielleicht hilft es dem einen oder anderen Angehörigen, damit sich Autisten und vor allem die Zwerge wenigstens innerhalb der Familie wohl fühlen.
Ein sehr schöner Beitrag mit tollem Titel, der im Grunde schon alles wesentliche aussagt… die bekannten Klischee’s zum Thema, wie sie wohl viele Autisten zur Genüge kennen.
Ich lade also mal zum Bingo ein, mitspielen darf jeder… ganz besonders die Menschen, von denen ich schon des Öfteren den Satz „Oh… DAS habe ich auch!“ gehört habe und zwar bei allem möglichen Störungen und Krankheiten über welche ich jemals berichtet habe…. 😉
Danke an Forscher für den Beitrag.
Einen guten Sonntagmorgen wünsche, draussen ist es heiß und viel zu hell, darum verlagere ich meinen Standort mal lieber vor meine Klimaanlage. 🙂
by Pixabay
Heute möchte ich mal einen Beitrag der Hobbithexe mit euch teilen, der im Grunde ganz genau meine Gedanken wiederspiegelt, von daher war ich sehr überrascht dies zu lesen. Der Beitrag könnte -fast- von mir sein und bietet einen guten Einblick.
Besonders interessant finde ich diese Aussage:
„Einsam fühle ich mich im Alleinsein nie. Einsam fühle ich mich, wenn ich zu viel unter Menschen bin. …“ Weil sie 100% genau den Punkt trifft!
Und auch, was das Thema MANN betrifft stimmen wir da wohl total überein, denn auch mein Mann ist ja DER Mensch, dessen Anwesenheit mich eben nicht stört und mit dem ich gut zusammenleben kann.
Vielen Dank für’s rebloggen dürfen Hobbithexe. 🙂
Wirklich, ich bin total gerne allein! Ich brauche keine Menschen um mich herum, keine Gesellschaft. Ich kann wochenlang ganz alleine sein und mit niemandem sprechen, ohne irgendwas zu vermissen. Während meines Bachelorstudiums in meinem Einzelappartement im Studentenwohnheim hatte ich solche Phasen in den Semesterferien immer wieder, und ich habe sie sehr genossen. Meine Tagesabläufe waren wunderbar routiniert und nichts und niemand hat irgendwas durcheinander gebracht. Ich genieße es, ganz in meinem eigenen Rhythmus zu sein und mich nur nach mir zu richten. Je mehr ich in diesen Rhythmus hineinfinde, umso störender sind Einflüsse von außen und umso genussvoller ist das Alleinsein für mich. Ich könnte wunderbar irgendwo fernab der Zivilisation als Selbstversorgerin leben und wäre glücklich. Dazu müsste ich natürlich wissen, wie man so ein Selbstversorgerleben konkret angeht, aber es zu führen wäre auf jeden Fall fabelhaft und ich hätte immer was Sinnvolles zu tun. Einfach so vor mich hin…
Ich liebe ja geistreiche Kommentare!
Wenn Menschen mich ansprechen und bemerken: SIE sind Autist?? Aber SIE können ja sprechen…!?!
Jaaaaa Wunder gibt’s manchmal,… Also, wenn Autist Lust hat… Und das Gespräch für sinnvoll erachtet… Sprechen KANN er schon… Stimmbänder sind ja vorhanden! 😉
Und so als Tipp: Menschen mit Depressionen können auch lachen… Manchmal so ein bisschen… 😉
Dieses Gefühl, welches mir ja oft fehlt, empfinde ich ganz besonders im Wald, eine seltene Harmonie in mir selbst.
In der Stille und Abgeschiedenheit sind viele Dinge möglich, welche ich Zuhause oder sonst wo nicht hinbekomme. Ernsthafte Gespräche die Konzentration erfordern zum Beispiel, wenn es um wichtige Dinge geht, etwas, was mir auf der Seele brennt, aber nicht sortiert aus meinem Kopf kommen will, Gedanken, welche sich einfach nicht ordnen lassen.
by Pixabay
Es gibt viele Beispiele für solche Situationen. Auch bei größter Anstrengung gelingt es mir manchmal einfach nicht einen klaren Gedanken bis zum Ende zu schaffen, im Gegenteil, desto mehr ich mich anstrenge, desto mehr klare Strukturen im Kopf gehen verloren. Das macht es mitunter schwierig Entscheidung zu treffen, die gerade wichtig sind, der Kopf gleicht einer stillgelegten Fabrik…
Doch was macht den Unterschied? Warum gelingt es in der Abgeschiedenheit des Waldes besser?
Weil störende Aussenreize fehlen?! Kein Lärm, keine Bilder, die ablenken, keine ekeligen Gerüche, kein ständiges Aufpassen nicht in Menschenmassen zu laufen…
Okay all das, diese ruhige Atmosphäre kann ich mir natürlich auch zu Hause schaffen und trotzdem… Es ist ANDERS…
Der Wald ist und bleibt etwas Besonderes… sogar etwas mystisches… Ein Ort der Ruhe, der Harmonie, der Entspannung, ein Ort des sich öffnen‘s und manchmal… Auch ein Ort für Gespräche….
Damit wünsche ich euch einen schönen Sonntag… vielleicht im Wald ❤
Ein sehr schöner Artikel zur Hilfe von Vermeidung von Overloads, sicher interessant für Autisten (ich muss es mir selbst oftmals wieder vor Augen führen), wie auch für Angehörige in bestimmten Situationen richtig zu reagieren.