Allein…

Valentina war allein,  nach 13 Jahren zum ersten Mal ohne Nina.
Und wie sie es sehr lange nicht mehr empfunden hatte, wurde ihr in diesem Augenblick seit vielen Jahren wieder richtig bewusst,  dass sie wahrlich ganz allein auf dieser Welt war.  Im Grunde gab es seit jeher keinen einzigen Menschen, der ihr irgendwas bedeutete, für sie da war oder dem sie vertrauen konnte. Aber mit Nina an ihrer Seite spielte das keine Rolle, sie waren eins, eine Gemeinschaft in welcher kein anderer Mensch je Platz fand, unzertrennlich, seelenverwandt, eine Liebe  wie man sie nur einmal im Leben findet.

Doch nun war Nina weg und sie würde nicht wiederkommen… Nie wieder!

Valentina spürte eine Kälte in sich, eine unbeschreibliche Leere, die man mit nichts füllen konnte. Wie versteinert blickte sie Stunde um Stunde vor sich hin,  unfähig an irgend etwas anderes zu denken.  Sie hatte längst keine Tränen mehr, sie waren versiegt, die letzten Träume waren begraben, ohne Nina war jedes Morgen Null und Nichtig, es gab keine Zukunft.

Ihre Gefühle schwebten zwischen Trauer über die verlorene Liebe und Wut, allein zurück gelassen worden zu sein. Warum hatte Nina nicht auf sie gehört? Warum hatte sie nicht geglaubt, dass es keine Gerechtigkeit gibt? Sie konnte so unglaublich stur sein…

Valentina lebte nur noch automatisch,  am Tage der Job und Nachts in zwielichtigen Gegenden abhängen, den Schmerz einfach betäuben, sie nahm kaum noch etwas wahr.
Dann dieser Aushang in der Klinik, in welcher sie arbeitete…  Gesucht wurde Personal,  Ärzte, Krankenschwestern,  Sanitäter.. Jeder der auch nur ansatzweise für die medizinische Versorgung in Frage kam…  für ein Lazarett im Golfkrieg…

Bereits einige Tage später machte sie sich freiwillig auf den Weg in ein Land wo andere Menschen flohen vor Krieg und Tod.
Tausende Menschen verloren ihr Leben, Menschen, die so gern gelebt hätten und die eine, der es vollkommen gleichgültig war, überlebte….
Die Wochen vergingen, wurden zu Monaten, es gab kaum Zeit zum Nachdenken und das war gut so.

Valentina wollte so gern alles vergessen, am Liebsten ihr ganzes Leben,  aber in dieser einen Nacht kam die Erinnerung wie mit einem Keulenschlag zurück.
Sie spürte diesen fürchterlichen Schmerz in ihrer Brust, eine eisige Faust, die versuchte ihr Herz heraus zu reißen…  Der gleiche Schmerz wie vor genau einem Jahr.. der Moment in dem Nina starb…

by JanJan

by Pixabay
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12 Kommentare zu „Allein…

  1. Wenn solch eine Liebe zerbricht, ist es immer schlimm für den der zurück bleibt. Das ganze bisherige Leben wird auf den Kopf gestellt und doch muß das Leben weiter gehen, das ist das schwere daran, wieder einen Sinn im Leben zu finden.
    Die Zeit heilt Wunden sagt man und man kann nur hoffen, dass irgendwann die Heilung einsetzt.

  2. Die Geschichte berührt mich sehr. Es ist immer schlimm, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Das Leben ist oft sehr hart.
    Gruß Piri

  3. Eine sehr, sehr traurige Geschichte. Ich mag nicht daran denken den Menschen, den ich über alles liebe eines Tages zu verlieren. Und sie denkt ebenso, deshalb streiten wir uns immer, wer zuerst geht. Denn keiner möchte alleine zurückbleiben.

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